In der heutigen Geschäftswelt sind Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte (ESG) zu einem Schlüsselthema für Unternehmen jeder Größe geworden. Während Großunternehmen teilweise bereits umfassende ESG-Strategien implementiert haben, stehen mittelständische Betriebe und Startups oft noch am Anfang dieses Prozesses. Hier beleuchten wir die Chancen und Herausforderungen der ESG-Integration für kleinere Unternehmen und bieten einen Leitfaden für den Einstieg in diese wichtige Aufgabe.
Chancen durch ESG
- Zugang zu Kapital: Investoren interessieren sich zunehmend für nachhaltig agierende Unternehmen. Die Global Sustainable Investment Alliance berichtet von einem Anstieg des Volumens nachhaltiger Investitionen um 34% von 2016 bis 2020.
- Markendifferenzierung und Kundenbindung: Nachhaltigkeit kann ein entscheidender Faktor für die Markenwahrnehmung sein. Laut Nielsen sind 66% der globalen Verbraucher bereit, mehr für Produkte von Unternehmen zu zahlen, die sich für positive soziale und ökologische Veränderungen einsetzen.
- Innovationstreiber: Die ESG-Integration kann zu innovativen Lösungen führen. Unternehmen wie Beyond Meat und Tesla sind Beispiele dafür, wie durch innovative Produkte, die ESG-Kriterien erfüllen, schnelles Wachstum und Marktführerschaft erzielt werden können.
Herausforderungen der ESG-Integration
- Kosten und Komplexität: Die Umsetzung von ESG-Standards ist häufig mit hohen Anfangsinvestitionen verbunden. Eine Studie des World Business Council for Sustainable Development zeigt, dass die Kosten für KMU bis zu 40% höher sein können als für Großunternehmen. Dies umfasst Investitionen in nachhaltige Technologien, Schulungen und die Entwicklung von Nachhaltigkeitsberichten.
- Ressourcenbeschränkungen: Viele KMU und Startups verfügen nicht über die nötigen Ressourcen, um sich umfassend mit ESG-Themen zu befassen. Eine Umfrage des Mittelstandsverbundes ergab, dass 70% der mittelständischen Unternehmen sich von der Komplexität der Nachhaltigkeitsanforderungen überfordert fühlen.
- Regulatorische Unsicherheiten: Das dynamische Umfeld gesetzlicher Vorschriften kann für Unternehmen eine Herausforderung darstellen. Laut Deloitte haben 63% der mittelständischen Unternehmen Schwierigkeiten, den Überblick über relevante Gesetze und Vorschriften zu behalten.
Was ist die Corporate Sustainability Reporting Directive und was bedeutet sie für mich?
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist eine Erweiterung der bisherigen EU-Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung und stellt neue Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen. Die CSRD zielt darauf ab, mehr Transparenz in Bezug auf nachhaltige Aktivitäten zu schaffen und ist Teil des größeren European Green Deals.
- Die CSRD gilt für große Unternehmen und schließt in der Regel börsennotierte Unternehmen, Kreditinstitute und Versicherungsunternehmen ein. Große Unternehmen werden definiert als solche, die zwei der folgenden drei Kriterien erfüllen: eine Bilanzsumme von mehr als 25 Millionen Euro, einen Nettoumsatz von mehr als 50 Millionen Euro und/oder durchschnittlich mehr als 250 Mitarbeiter im Geschäftsjahr.
- Die CSRD soll schrittweise eingeführt werden. Es wird erwartet, dass die Berichterstattung für die Geschäftsjahre, die ab dem 1. Januar 2024 beginnen, für Unternehmen, die bereits unter die nichtfinanzielle Berichterstattungsrichtlinie (NFRD) fallen, verpflichtend wird. Für große Unternehmen, die nicht unter die NFRD fallen, wird sie ab 2025 verpflichtend, und für börsennotierte KMU ab 2026. Unternehmen müssen über ihre Auswirkungen auf die Umwelt und die Gesellschaft berichten, einschließlich Aspekte wie Umweltbelastung, soziale Verantwortung und Mitarbeiterbelange, Achtung der Menschenrechte und Bekämpfung von Korruption und Bestechung. Die Berichte sollen auf standardisierten und vergleichbaren KPIs basieren. Die CSRD verlangt auch, dass die Nachhaltigkeitsberichte von einem unabhängigen Prüfer überprüft werden, um ihre Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Wo soll ich anfangen? Ein Leitfaden zur CSRD-Integration
Reportingpflicht und freiwillige Berichterstattung
Klären Sie, ob Ihr Unternehmen gesetzlich zur Berichterstattung verpflichtet ist oder ob dies freiwillig erfolgt.
Durchführung einer Wesentlichkeitsanalyse
Unternehmen, die von der CSRD betroffen sind, müssen eine von der Regulierung vorgeschriebene Wesentlichkeitsanalyse durchführen, um relevante ESG Themen des Unternehmens zu identifizieren.
Tool-Landschaft evaluieren
Eine Bestandsaufnahme der eingesetzten Tools und Systeme ist essenziell. Dies schließt operative Software und spezifische ESG-Management-Tools ein.
Implementierung eines Data Lakes
Ein Data Lake kann als zentrale Datenspeicherung für ESG-relevante Daten dienen. Hier können die Daten revisionssicher aufbewahrt und verwaltet werden.
Anschaffung spezifischer ESG-Tools
Falls noch nicht geschehen, können Unternehmen in spezifische ESG-Tools investieren, um den Prozess der Datenerfassung und -analyse zu vereinfachen.
Integration und Automatisierung
Die kontinuierliche Datensammlung kann ein mühseliger Prozess sein. Verknüpfen Sie vorhandene Systeme und Prozesse, damit das Zusammentragen der bis zu über 1.000 Datenpunkte mühelos und mit wenig manuellem Aufwand erfolgen kann.
Organigramm und Verantwortlichkeiten
Analysieren Sie, wie Nachhaltigkeit im Unternehmen verankert ist und wer die Verantwortung trägt. Durch die weitreichenden Reportingpflichten der CSRD werden Abteilungen Daten und Informationen bereitstellen müssen, die bislang noch nicht oder wenig mit externer Berichterstattung zu tun hatten.
Einbeziehung eines Wirtschaftsprüfers
Die Validierung der ESG-Berichte durch einen Wirtschaftsprüfer ist ein wichtiger Schritt. Sprechen sie frühzeitig mit ihrem WP und stimmen sich über Anforderungen und Formate ab.
Format der Berichterstattung
Entscheiden Sie über das Format und den Umfang Ihrer ESG-Berichte. Neben dem European Single Electronic Format (ESEF) können ihre internen Reporting in diversen Formaten ausgegeben werden. Entscheiden sie, wie sie und ihre Kollegen kontinuierlich informiert bleiben wollen.
Die ESG-Integration ist für mittelständische Unternehmen und Startups ein komplexer, aber unerlässlicher Prozess. Es bietet nicht nur die Möglichkeit, sich positiv auf Gesellschaft und Umwelt auszuwirken, sondern kann auch zu wirtschaftlichem Erfolg und Wettbewerbsvorteilen führen. Durch eine systematische Herangehensweise und die Berücksichtigung der oben genannten Punkte können Unternehmen den Prozess der ESG-Integration erfolgreich meistern.
Quellen:
Herausforderungen der ESG-Integration
- Kosten und Komplexität: Laut einer Studie des World Business Council for Sustainable Development können die Kosten für KMU bis zu 40% höher sein als für Großunternehmen (Quelle: World Business Council for Sustainable Development, "Investing in a Sustainable Future", 2019).
- Ressourcenbeschränkungen: Eine Umfrage des Mittelstandsverbundes zeigt, dass sich 70% der mittelständischen Unternehmen von der Komplexität der Nachhaltigkeitsanforderungen überfordert fühlen (Quelle: Mittelstandsverbund, "Nachhaltigkeitsumfrage", 2021).
- Regulatorische Unsicherheiten: Deloitte berichtet, dass 63% der mittelständischen Unternehmen Schwierigkeiten haben, den Überblick über relevante Gesetze zu behalten (Quelle: Deloitte, "Mittelstandsbarometer", 2020).
Chancen durch ESG
- Zugang zu Kapital: Die Global Sustainable Investment Alliance berichtet von einem Anstieg des Volumens nachhaltiger Investitionen um 34% von 2016 bis 2020 (Quelle: Global Sustainable Investment Alliance, "Global Sustainable Investment Review", 2020).
- Markendifferenzierung und Kundenbindung: Nielsen-Studien zeigen, dass 66% der globalen Verbraucher bereit sind, mehr für Produkte von nachhaltigen Unternehmen zu zahlen (Quelle: Nielsen, "Global Corporate Sustainability Report", 2018).
- Innovationstreiber: Beispiele für Unternehmen, die durch ESG-Innovationen Erfolge erzielt haben, sind Beyond Meat und Tesla (Quelle: Eigene Analyse basierend auf Unternehmensberichten und Medienberichten).